Romantik auf dem Gleis

Romantik auf dem Gleis

Als wir damals in Dresden waren, um im Rahmen unserer Kino Tour den Film Blaues Licht zu zeigen, lernten wir einen unserer Gäste kennen. Er war von Anfang an irgendwie geil hyper und sehr interessiert an allem, was auf unseren Tischen so rumlag, Shirts, Sticker, Plakate. Er fands gut und nahm von allem alles mit; und am liebsten reichlich. Das sind uns die Liebsten! Besser als schüchtern gucken und sich dann doch nicht trauen, einen Berg Sticker einzusacken, obwohl die Finger jucken... Nee, nicht ganz so ernst gemeint. Aber, es freut uns einfach, wenn Leute mächtig einpacken, dafür sind unsere Aufkleber ja da. Sei's drum. Worum es eigentlich geht bzw. gehen sollte: Irgendwann kamen wir dann ins Gepräch und nach wenigen Momenten war klar, okay, er ist ein Sammler. Genau, wie wir. Er sammelt Sticker, was jetzt nicht ungewöhnlich ist. Aber, er sammelt eben auch DVDs, GRAFF DVDs oder um es noch präziser zu formulieren: TRAINWRITING DVDs aka die Sparte von der Sparte von der Sparte aka bester Nerdkollege. Und wir? Wir waren sofort Fans von ihm. 120 DVDs umfasste seine Sammlung, die laut ihm Scheiben aus der ganzen Welt beinhaltet. Der Blick seiner Freundin, die neben ihm stand und den wachsenden Berg an neuem Material auf seinen Armen stumm kommentierte, sprach Bände; oder besser gesagt, ganze Bücherwände. Ein wirklich wunderbarer Moment.

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... die Tage kamen wir wieder auf ihn zu sprechen, den netten Sammlerkollegen aus Dresden, der der scheinbar nicht nur Farbe wie wild feiert, sondern eben auch deren Verbreitung auf Zügen. Fast ein wenig romantisch.

Und während wir so warteten, genossen wir die Ruhe auf unserem heimischen Hauptbahnhof. Gegen Mitternacht passiert hier nicht mehr viel. Die Stille ist großartig. Und die Aussicht auch. Und dann begann ein kleines aber feines Schauspiel. Erst betrat unsere Regionalbahn die Bühne. Gelangweilt und müde schob sie sich ins Bild, um die letzte Fahrt der Nacht in Angriff zu nehmen. Doch erstmal Motor aus. Und Ruhe. Kurz darauf, fast ein wenig schwunghaft, der zweite Auftritt, die große Schwester, unser Regionalexpress. Knallrot und heiß, wie ein Vulkan, in dieser lauwarmen Sommernacht. Souverän nahm sie Platz. Gleis 8 - here I am. Und auch dann, erstmal Ruhe. Zwei offensichtlich überaus besoffene Menschen nahmen das Schauspiel ebenso wie wir zur Kenntnis und begossen es mit diversen Mischgetränken, Rotwein im Tetrapack schien auch mit an Bord zu sein, die Freude war groß, worüber genau erschloss sich uns nicht. Unser Blick nahm fahrt auf, denn auf Gleis 10 knisterte es verdächtig im Lautsprecher. Wie immer verstand man nix, aber der dritte Akt schien kurz bevor zu stehen. Der ICE von Hamburg über Berlin nach München grüßte weltgewandt mit einer seichten Einfahrt. Die wenigen Gäste verließen zügig die Gleise. Und dann war wieder Ruhe, selbst die Tetrapackkollegen fuhren sich runter und schwiegen vielsagend. Ein spitzen Moment, in dem man spüren, erleben und förmlich atmen konnte, warum Züge so faszinierend sind, manche sich in sie verlieben, ihnen viel Zeit widmen oder ihnen mit Farbe und dem Fotoapparat überall hin folgen. Fast ein wenig romantisch, dieser Abend, diese Liebe.

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Ihr kennt solche Momente? Dann meldet euch gerne vertrauensvoll bei uns: hello[ÄÄTT]blackstreets-magazine.com. Wir haben Lust auf Eisenbahnromantik. Und mal schauen, vielleicht laufen hier mehrere Geschichten ein und wir machen daraus ein kleines Mag. Oder eine schöne Rubrik auf unserer Seite, oder lesen einfach nur gemeinsam von unseren Erlebnissen. So oder so, es war schön aufm Gleis; und bleibt es hoffentlich auch weiterhin.

Bis bald und in romantischer Verbundenheit,
Eure Bahnsteigsitzer