We Almost Lost Bochum

We Almost Lost Bochum

... und, wie wir uns kennenlernten. 

Grenzgebiet lief damals auf den Hofer Filmtagen. Ich fieberte dem Tag entgegen, schließlich war es Mattis (offizielle) Weltpremiere. Matti erzählte im Nachgang von einigen Momenten, in Erinnerung ist mir folgender geblieben: Er hatte zwei Typen kennengelernt, richtig sympathisch, herzlich und mit Herz – Julian und Benjamin. Und sie hatten einen Film dabei, ihren Film: We Almost Lost Bochum. Matti war begeistert, ihr Film, die beste Rap-Doku, die er je gesehen hatte. Wow, dachte ich! Da liegt die Latte aber fast in ungreifbarer Höhe. Wir sollten uns unbedingt kennenlernen.

Wochen später kam es nun dazu, wir telefonierten, sprachen über ihren Film, über Rotzfrech Cinema, was sie und uns an- und umtreibt und wie wir ihr Projekt unterstützen könnten. Ein Telefonat was mir in guter Erinnerung blieb und meine Vorfreude auf den Film weiter steigerte aka gute Leute machen gute Filme. Spätestens jetzt dachte ich, es kann nur genial werden.

„Soll ich dir den Film mal schicken?“ Wirklich? Ja, sehr, sehr gerne. Ich fühlte mich geehrt.

Ein wenig überrumpelt von der Aufregung, musste ich grinsen. Es fühlte sich wie ein Date an, zumindest ein bisschen. Aufgeregt bereitete ich mein Zimmer vor. Pizza, Limo, gedimmtes Licht und Handy aus. Schmeiß rein die Scheibe.

Meine Vorfreude war riesig. Eine kleine Unsicherheit blieb dennoch: Wir hatten schon ein paar Dokumentation zum Thema gezeigt. Überzeugt hatte keine, selbst NAS - Time Is Illmatic, der wir Anfangs mit großen Augen entgegenfieberten, blieb im Rückblick weit hinter den Erwartungen. Die Dokumentation hatte es einfach nicht geschafft, NAS in das Licht zu rücken, welches angemessen gewesen wäre. Der Film hinterließ mich mit einem sonderbaren Gefühl.



Alles egal dachte ich, jeder Film hat seine Chance verdient. We Almost Lost Bochum. Play.

Ich war gerührt, bewegt, begeistert, und am Ende sogar zu Tränen gerührt. 100 Minuten, die schnell vorüberzogen und einen ganz besonderen Eindruck hinterließen. Die Zeit meiner Jugend, und vor allem die Musik meiner Jugend, alles war auf einmal wieder so nah und greifbar. Ein Rückblick, in dem ich mich wiederfand. Ein Blick, der nicht von außen schaut und etwas sucht und in seinem Sinne verzerrt, sondern einer, der auf Augenhöhe betrachtet und wiedergibt, wie es damals war. Und ja, auch ein freundschaftlicher Blick, einer, der fühlt, was er sieht, es dennoch nicht kitschig verklärt, sondern ernsthaft darum bemüht ist, die Leidenschaft seiner Protagonisten zu dokumentieren. Ein Blick, der nicht die kritischen Töne künstlich umschifft, sondern ihnen gleichermaßen Raum lässt. Ein Blick, dem man seine Neugier und sein Erkenntnisinteresse anmerkt, ein Blick, der etwas wissen und erfahren möchte. Ein Blick, der nicht zu eng auf seinen Gegenstand schaut, sondern über RAG hinaus in die Szene und Zeitgeschichte hört, um Entwicklungen und Entscheidungen für die ZuschauerInnen nachvollziehbar zu machen. Ein Blick, der der gesamten Szene und ihrer Wirkungs- und Gestaltungskraft Rechnung trägt und gebührend wertschätzt und sie alle als Teil einer großen Geschichte ins Licht hebt. Deutschrapgeschichte hat endlich einen Ort, in dem sie gut aufgehoben ist und auf ewig zu Hause sein wird.



Julian und Benjamin, danke für euren Film.

Voraussichtlich im September kommt We Almost Lost Bochum ins Kino. Alle Infos, News usw. findet ihr auf ihrer Seite: https://wealmostlostbochum.de/ ... oder, wenn es dann scharf geht, im September auch bei uns. 

Und ja, der eigentlich Anlass dieses Textes: Gestern kam der offizielle Trailer raus. Wir wollten ihn aber nicht nur einfach teilen, sondern uns die Zeit nehmen, ein paar Zeilen dazu zu schreiben. Der Film, die Jungs, sie haben es verdient.

Wir sehen uns.
Und hier geht es zum T R A I L E R

Herzlichst,
Rotzfrech Cinema 




Fotos von https://mindjazz-pictures.de/