Uckermark

Sommerzeit, Reisezeit. Der Klassiker. Darum hieß es irgendwann auch einfach, genug geredet, ab geht’s. Fahrräder rein, Rucksäcke und dann ab durchs Land, an Berlin vorbei und mitten rein in die Uckermark. 

Schön heiß, von Anfang an. Eigentlich nix ungewöhnliches im Sommer; aber ja, es bleibt ein Geschmäckle, dass die vielen Tauchsieder über dem Kopf, doch vielleicht nicht ganz so natürlich sind. Aber ja, der Moment wollte dennoch genossen werden, weswegen wir über glühend heißen Asphalt bretterten, obwohl es schleichen fast ein wenig besser trifft; wir kamen dennoch an. 

Ein alter Hof, nette Hühner und ein unscheinbarer und aber viel zu großer Esel – obwohl wir uns bis zum Schluss fragten, ob wir vielleicht schon zur Gruppe der Städter gehören, die Natur als solche nicht mehr kennen bzw. erkennen. Seis drum, der Esel war cool. Ein Kino gab es auch, natürlich in der Scheune. Utopisch geile Leinwand. 

Die Tage waren ansonsten sympathisch entschleunigt, wo ist der nächste See, was trinkt man um sich abzukühlen und wo schafft es unser Fahrrad heute hin. Es war simpel, und dadurch umso schöner. Diese ganze Hektik, Urlaub, der bis unters Dach mit Erwartungen vollgeladen ist, den gab es hier nicht. Stattdessen schauten wir der Jugend im Dorf bei ihrem Reviergerangel am Badesteg zu. Sogleich als Auswärtige erkannt, merkten sie, dass wir keine Gefahr waren und man dennoch von uns für – nüchtern betrachtet – unspektakuläre Bewegungen anerkennende Blick zugeworfen bekam. Es war einfach alles rund und in Ordnung am Badesteg, an diesem als auch an den anderen Tagen. 

Was hingegen immer wieder auffiel, dass der Streifen der Uckermark, neben viel Hitze und Staub, auch viele schräge Orte und Momente kannte, eintönige und verlassene Häuser und Viertel, schwere Menschen, traurige Menschen, offensichtlich einsame Menschen, das große Geld scheint hier nirgends wirklich zu Hause. Dafür lebte der Kleingarten, Sparte Freundschaft, ein grandioser Name. Die DDR ist hier immer noch da, oder nie gegangen oder in Ungnade gefallen; zumindest wirkt es an vielen Ecken so. Aber ja, die blühenden Landschaften gibt es hier auf jeden Fall nicht, immer noch nicht, und 30 Jahre nach der Wende ist jetzt auch nicht gerade „keine Zeit“ gehabt. Verrückt irgendwie. Und was fast noch trauriger ist, man kann sich nur schwer vorstellen, dass es hier in weiteren 30 Jahren anders aussieht; zumindest nicht, wenn man in Richtung eines schönen Lebens für alle denkt.

So entstanden zwischen Badespaß und Eisbechern auch immer mal wieder Situation, die uns grübeln ließen, übers hier und jetzt, das eigene und aber auch das schöne Leben. Aber ja, wir kommen dennoch wieder, oder vielleicht gerade deshalb. Weil es vieles nicht ist, ehrlich sind die Gegend und die Leute hier auf jeden Fall. 


In diesem Sinne: Neugierig durchs Land und in den Urlaub. 

Es grüßt, 

Eure Reisegruppe FKK