Symmetrie

Symmetrie

Es muss symmetrisch sein, nicht es kann. Es muss. Andernfalls wird es kompliziert, so wie der Beziehungsstatus bei Facebook, als Leute sich noch dafür interessierten.



Ein Beispiel.

Neulich, am Bahnhof. Oft besucht und häufig zu früh, zu spät, auf jeden Fall immer mal wieder mit genügend Zeit. Den Automaten hatte ich deswegen schon länger im Blick; auch weil es nicht vieles gibt, was dort zum Zeitvertreib dient.

Neulich sollte es dann endlich passieren. Mit dem richtigen Aufkleber in der Tasche und noch gute fünf Minuten Zeit stand ich vor dem Automaten. Jetzt wird es kompliziert. Nicht für mich, aber vielleicht für die Mitlesenden.

Es gibt viele Kanten, die mich in diesem Moment interessieren. In erster Linie Kanten, die symmetrisch verlaufen, senkrecht oder waagerecht. Andere Ausrichtungen interessieren mich eher selten. Doch damit nicht genug. Denn die Wahl der richtigen Kante hängt auch von der Fläche ab, die dem Aufkleber am Ende zur Verfügung steht und deren Verhältnis zueinander. Mit einem einfachen „Geil, hier ist eine Kante, Aufkleber daneben!“ wird es nichts. Es muss alles stimmen. Mein Blick sucht das perfekte Arrangement; und Glücksgefühle.

Der Aufkleber, der bereits die ganze Zeit frisch gehäutet an meinem Finger klebt, wird nun in Position gerückt. In diesem Moment verschwimmt ein wenig die Umgebung. Auf den Punkt fixiert und im völligen Genussmodus justiere ich den Aufkleber, um ihn kurz darauf auf die Oberfläche zu kriegen. Natürlich symmetrisch. Hier entsteht dieses zwanghafte Gefühl ihn gerade aufs Brett zu kriegen, jede noch so kleine Abweichung verursacht Irritationen, kleine Seufzer bis hin zu lauteren Unmutsbekundungen. Doch häufig geht es gut. Langsam und genussvoll vereinen sich Oberfläche und Aufkleber, mit dem richtigen und verhältnismäßigen Abstand in alle Richtungen. Der Aufkleber sitzt, perfekt und ohne Blasen.

Ein paar Schritte gehe ich zurück, häufig mit einem Grinsen. Schön. Ich freue mich.

Einige Tage kann ich mich nun daran laben. Immer wenn ich vorbeilaufe, schaue ich ihn mir an; jedes Mal aufs Neue.

Viele Orte vergesse ich irgendwann, einfach weil es zu viele sind. Irgendwann war ich zum Beispiel in Dresden. Da kleben Aufkleber von vor vielen Jahren. Einige von ihnen immer noch überaus symmetrisch aka wie ein Eichhörnchen, was nach Jahren wieder seine Nüsse findet, ein Fest.

Aber ja, welche Form, Kante, Ecke, Ort auch immer, am Ende zählt nur eins, Hauptsache es klebt, und macht Spaß.

Nerdige Grüße,
Euer Aufkleberfreund



P.S.: Wenn es euch ähnlich geht, vor allem mit der Aufkleberliebe, dann schreibt uns einfach euren Namen + Adresse an hello@blackstreets-magazine.com und wir packen euch alle aktuellen Aufkleber zusammen und schicken sie euch zu.