Fünf Jahre Rotzfrech Cinema.
Fünf Jahre Kino in der bewusst
gesuchten Nische.
Fünf Jahre DIY ohne Kommerzscheiße und
Gewinnabsichten.
Fünf Jahre Graff und Hip Hop auf der Leinwand;
und für alle.
Fünf Jahre und es passierte so vieles ...
Begonnen hatte alles, wie so oft: Als spontane Idee. Aus der
Rap-Veranstaltung Rotzfrech entstieg irgendwann der wirre Plan,
Rotzfrech Cinema als kleines Nebenprojekt ans Tageslicht zu ziehen.
Im Café Wagner, die Heimat unseres Kinos, gab und gibt es den UFC,
den UniFilmClub. Dieser nahm uns freundlich auf und versorgte uns mit
Knowhow, Räumen und dem technischen Support. Und auf einmal, am
27.03.2013 lief unser erster Film: Unlike U.
Seit dem ist viel
passiert aka ein guter Moment um kurz zurückzuschauen.
Wir haben Zeit
Rotzfrech Cinema ist von Anfang
an ein sehr entspanntes und langsames Projekt gewesen. Eine kleine Blase, die mit stoischer Gelassenheit den Geschwindigkeiten des Alltages trotz. Denn die Vorarbeit
zu jedem Screening erfordert Zeit und lässt sich nicht zwischen Tür
und Angel realisieren. Filme wollen gesucht und gefunden werden,
Verantwortliche angeschrieben, überzeugt und bezahlt werden.
Plakate, Werbung, Auf- und Abbau. All das erfordert einen guten
Vorlauf, was wiederum den Vorteil hat, dass man genug Zeit zum lernen
und auch fragen hat: Wie läuft die Werbung? Was wir brauchen
Plakate? Wer kann die gestalten? Fuck, wir können die ja auch selber
machen? Oh nein, die müssen ja auch verteilt und verklebt werden?
Scheiße, wo kriegen wir die 100 EUR her, um den Filmverleih bezahlen
zu können? Was sollen wir als Eintritt nehmen? Regisseure lassen
sich auch einladen? Zum ersten Mal eine Deutschlandpremiere – ist
das nicht zu krass für uns? Wie kommt der deutsche Untertitel in
unsere Doku und wer kann ihn übersetzen? Kooperationen mit anderen
und Kino außerhalb von Jena? Und wäre es nicht geil, die
Leute aus den Filmen auch mal zu interviewn? … dies sind einige
Fragen, die wir uns in den fünf Jahren gestellt haben bzw. uns
stellen mussten. Sie und vor allem die Antworten darauf haben unser
Projekt in weiten Teilen geprägt und geformt und es zu dem gemacht,
was es heute ist: Ein kleines aber feines unabhängiges Nischenkino,
was sich dem Thema Graffiti mit Herz und Seele verschrieben hat und
mit seiner flimmernden Leinwand einen Beitrag zu einer lebendigen Hip
Hop- und Graffiti-Kultur beitragen möchte.
Hip Hop
Fans!
Diejenigen unter euch, die uns von Beginn an kennen
und begleiten, wissen, dass wir anfänglich noch ein wenig breiter
aufgestellt waren. Neben Graffiti nahmen wir uns mit großer Freude
auch den Themen Rap und Breakdance an. Wir waren und sind eben Hip
Hop Fans. Über die Zeit konzentrierten wir uns aber immer stärker
auf die Farben und Formen an Zügen und Wänden. Neben diesem
inhaltlichen Zuschnitt legen wir wert darauf ausschließlich aktuelle
Produktionen zu zeigen. Einfach, um unseren Gästen eine Teilhabe an
aktuellen Diskussionen und Debatten zu ermöglichen, die sich in
vielen Dokumentationen widerspiegeln. Außerdem verstehen wir uns als
Multiplikator und möchten im Rahmen unserer Möglichkeiten aktuellen
Streifen der Szene eine Öffentlichkeit bieten. Denn viele von ihnen
arbeiten wie wir – in erster Linie aus Liebe zur Sache; und dies
gehört unterstützt!
You dont have to be rich...
Liebe
ist jedoch (leider!) nicht alles. Ein Kino braucht auch Geld. Dennoch
war es von Anfang an immer nur ein Mittel zum Zweck, um die
Screenings zu realisieren. Bis heute verfolgen wir keinerlei
kommerzielle Interessen. Wir arbeiten ehrenamtlich und als
freundschaftlicher Zusammenschluss. Jeder unserer Filme kann gegen eine
freie Spende (aka die Kasse des Vertrauens) besucht werden; und
steht damit prinzipiell allen Interessierten offen! Unsere Gäste sollen selber entscheiden, was sie geben können und wollen.
Die ersten Filme
finanzierten sich ausschließlich über die Eintrittsspenden, manche
Streifen durften wir sogar kostenlos zeigen (YO! 1UP, YO! PUBLIKAT) und, wenn es mal eng
wurde, halfen uns Freunde mit einem kleinen Zuschuss. Mittlerweile
sind manche Produktionen auf diese Art jedoch nicht mehr zu
finanzieren, weswegen wir uns an dieser Stelle ganz, ganz herzlich
beim Fonds Soziokultur aus Jena und der Kulturförderung der Stadt Erfurt
bedanken möchten, die mit ihren Zuschüssen unser Kino seit einiger
Zeit unterstützen.
Wäärbung
Auch
das Thema Werbung hat sich über die Jahre enorm verändert. Zu
Beginn übernahm dies ausschließlich der UFC. Sie entwarfen die
(ersten sechs) Plakate, organisierten den Druck und die Verteilung.
Irgendwann wuchsen wir auch in dieses Thema hinein. Mittlerweile
entwerfen wir unsere eigenen Plakate, gehen kleben und tragen unsere
Veranstaltungen über verschiedene Internetseiten in die
Öffentlichkeit.
Chronologie – Ein Rückblick mit wenigen
Worten
Wir könnten Unmengen an Text unter diese Überschrift setzen. Aber dann findet dieser Artikel niemals sein Ende. Stattdessen gibt es unsere Chronologie mit ein paar kurzen Statements. Außerdem liegt hinter jedem Titel ein Link, der die Veranstaltung noch ein wenig ausführlicher darstellt:
Unlike U (27.03.2013): Der erste Streifen. Geiles
Teil. Fuck DB.
One United Power (29.05.2013): Krass. Die sind
einfach zu wild.
The Rising Sun (23.10.2013): Geiler Reisefilm.
Wären wir doch auch mal Tänzer geworden.
The Art Of Rap
(11.12.2013): Rap fetzt.
Planet B-Boy (12.02.2014): Schon wieder
Tanzen. Und immer noch fresh.
Art Inconsequence (16.04.2014):
Graffiti, Kunst und Kritik. Ein bemerkenswerter Film.
Art War (11.06.2014): Graffiti und Protest. Und zum ersten Mal ein originales Kinoplakat.
Waste Land (15.10.2014): Von Graffiti zur Kunst, ein ungewohnter Blick auf eine Mülldeponie.
West Coast Theory (29.10.2014): Rap und Theorie. Eine durchaus legitime Kombination.
Istanbul United (15.11.2014): Zum ersten Mal ein Doppelscreening weils zu eng wurde! Eine überragende Doku.
Sign Painters (26.11.2014): Lieblingsdoku. Unser erster eigener Untertitel und unsere erste Deutschlandpremiere.
Verdrängung hat viele Gesichter (16.03.2015): Graffiti ist nicht alles. Ein politischer Blick auf die Veränderungen der Zeit sind wichtig und notwendig.
Hello My Name Is - German Graffiti (15.04.2015): Spitze. Ein sehr schöner Abend; auch weil Stefan Pohl, der Regisseur vor Ort war.
Keep Us In Good Memories (10.06.2015): Unser erstes eigenes Plakat! Und eine Doku, die 1 Millionen bemalte Züge beinhaltet und Teile des Publikums zu einem frühzeitigen Gehen motiviert.
Mr. Wood (22.08.2015): Zum ersten Mal schauen wir draußen Kino. Unter freiem Himmel und in einer Miniramp. Großartiger Tag.
Shake The Dust (14.10.2015): Und wieder eine Doku aus den USA, schon wieder mit eigenem Untertitel und mit abgefahrenen Bildern. B-B-Boys & B-B-Girls.
NAS - Time Is Illmatic (02.12.2015): Ein starkes Plakat. Und ey, NAS auf der Leinwand. Bombe.
Sonita (08.02.2017): Wenn eine Frau in Afghanistan zu rappen beginnt... Einzigartig! Unsere erste richtige Collabo; und zum ersten Mal im Kubus.
Girl Power (03. & 09.05.2017): Was für ein Plakat. Danke Kubi! Eine sehr, sehr engagierte Doku.
Saving Banksy (18. & 26.10.2017): Coole Filmemacher. Geile Kommunikation. Und wieder ein eigener Untertitel.
Radicals 2 (26.11. & 07.12.2017): Ein Plakat zum verlieben. Danke B. Und eine Doku, die sehr eindrucksvoll den Ruf von LE untermalt. Und ey, Loop fetzt.
Berlin Kidz - Fuck the system (21.02. & 01.03.2018): Eine der besten Dokus, der letzten Jahre. Lange Vorarbeit und ein sehr, sehr schönes Plakat.
Radicals 1 (27.03. & 12.04.2018): LeipzigYeah!
Ja, wo
geht die Reise hin?
Immer weiter. So viel steht schon einmal fest.
Die Dokumentation Pixadores werden wir als nächstes zeigen (25.04., Jena // 08.05., Erfurt). Eine Doku , die das Potential hat, der beste Streifen in unserer Kinogeschichte zu werden. Zu zwei weiteren Filmen laufen bereits die Gespräche. Ansonsten werden wir ab Oktober unsere gewohnten Räume verlassen und mit dem Film Pixadores auf Tour durch Deutschland gehen und im Rahmen dessen auch nach São Paulo fliegen, wo wir zwei weitere Screenings geplant haben. Weitere Informationen dazu werden folgen. Grenzgebiet, der heiße Streifen von Matti Cordewinus (wir hatten berichtet), der für uns schon jetzt der beste Grafffilm des Jahres ist, hat sich ebenso bereits für unsere Leinwand angemeldet. Und wie so oft, wird sicherlich auch der Zufall seinen Teil zu unserem Programm beitragen.
Und, wie als ob es nicht noch schöner geht: Wir haben bald auch eine eigene Popcornmaschine. Wenn das die Sache nicht mal richtig schön rund macht ... rund und süß!
DANKE!
Glyf & Katha /
UFC (fürs aufnehmen, unterstützen und begleiten; und die ersten 6 Plakate); Uwe & Tobi / Cafe Wagner (für den TechnikSupport); Dietmar & Sebastian /
Kulturförderung Erfurt (fürs Cash und die Superberatung); Loop Colors (für den geilen Support); OnTheRun (für den Support und die Drips); Rotzfrech (für die Unterstützung zu Beginn); Horschtie (für dein Glauben an die Vision);
Kubi & Basti (für die geilen Plakate); Johanna (für dein Interesse, Unterstützung und die Herzlichkeiten) Stefan Pohl (fürs rumkommen und deine Ratschläge); Kyle Greenberg (für die SignPainters Mission); Ingo, TurboTina & Hannu / Fonds Soziokultur (fürs Cash und die freundliche Unterstützung); Seagel Silver (fürs Logo); Luke, Kummi und Michael / Retronom (für euren liebevollen Support und eure herzliche Art); Annabell & Sophia (für eure Übersetzungen); Die Kollektive Offensive & von Erfurt nach Berlin (danke für die geile Werbung und euer Interesse!); Muchat, Benni & Sven (für den geilen Mr. Wood Tag); Greg G (für die vielen Connecies und den ewigen Support) Thomas / Kubus (für die schöne Zusammenarbeit!), Sabeth (für den Ausstellungssupport), Vinz / Smells Like Hotdog (für die geile Unterstützung beim Kauf der Popcornmaschine .. und ey, und überhaupt), Danke an alle Gäste, Besucherinnen und Leute, die unser Projekt mit einer Spende unterstützt haben...
DANKE, denn ohne euch wär es niemals klar gegangen. Niemals. Und niemals so schön!
Ihr wollt mehr Infos, mit uns zusammenkommen, habt geile Ideen oder
schöne Filme, dann schreibt uns einfach:
hello[ÄÄTT]blackstreets-magazine.com
Und nun gibt es zum Abschluss unsere Galerie der Kinoplakate. Wer diese gern live sehen möchte, hat ab heute (27.03.2018) im Cafe Wagner die Möglichkeit dazu. Die Ausstellung kann zu den Öffnungszeiten des Wagners besucht werden und kostet keinen Eintritt.
Machts gut & auf bald!
Rotzfrech Cinema