Ein wütender Schaffner, der innerhalb
weniger Minuten maximal hochfährt, Jugendliche aus dem Zug schmeißen
will und sie anmault, dass sie doch bitte nicht nach Deutschland
kommen sollen, wenn sie nicht lesen können. Im nächsten Zug: junge
Menschen, die so oft von 'Schwuchteln' sprechen, dass ich mich Frage,
ey, wo kommt denn bitte so viel Ablehnung her? Finalisiert durch
einen Mitreisenden, der mich mit seinem Fahrrad am Aussteigen hindern
will - ja, ich hatte es eilig aka mein Zug wartet nicht - um
anschließend nochmal zu mir zu kommen, um zu fragen, ob ich glaube,
etwas besseres zu sein. Diggie, was los? Ostdeutschland, ja, mal
wieder deine beste Seite ...
Wenn wir mit unserem Kino
umherfahren, ist es wie in einer Blase. Einer schönen Blase. Du
fährst von Ort zu Ort, überall sind die Leute herzlich, engagiert
und aufgeschlossen. Die Welt ist wunderbar, man kann während dieser
Zeit einfach nichts anderes denken, einfach weil man den Rest
schlichtweg nicht mitkriegt; abgesehen von Momenten, wie den eben
beschriebenen.
Mattis weißer Bus, der am Chemnitzer Hbf auf
mich wartete, reißt mich endlich raus aus dem Downer, den mir meine
Anreise verpasst hat. Und da war sie wieder, unsere schöne Blase.
Diesmal sind wir darin nicht alleine, Markus, sein Homeboy aus Berlin
ist heute Teil der Gang. Guter Mann und überaus sympathisch.
AJZ,
here we are. Schön, endlich wieder hier zu sein. Von außen sehen
wir schon sich bewegende Stühle, immer fleißig die Leute hier.
Herzliche Umarmungen. Der Raum, das M54 alles so geil vertraut. Ja,
ein bisschen wie zu Hause. Tische, Stühle, Aufkleber. Alles schiebt
sich durch den Saal. Und ja, vielleicht der beste Stickertisch, der
uns bisher auf der Tour gelungen ist aka mein Symmetriefetisch freut
sich. Und was auf der Tour richtig geil flowt, Leute folgen unserer
Einladung, bringen ihre Sticker rum und legen sie einfach mit dazu,
ein wandernder und sich entwickelnder Stickerhaufen. Großartig.
Alles steht, es ist um 19 Uhr, Einlass. Niemand da. Ich hatte
Matti gesagt, in Chemnitz wird es sicherlich nicht so voll. Graffiti
ist Nischenkino, hier trifft das tatsächlich auch zu; dachte ich!
Doch es sollte anders kommen. Die Gäste kamen und kamen und kamen.
Und auf einmal brauchten wir noch mehr Stühle, gibt es noch irgendwo
Stühle, Klappstühle werden gefunden, noch eine alte Bank. Doch dann
geht wirklich gar nichts mehr. Unser Kinosaal ist rattelvoll, einfach
nur wunderbar, gehüllt in eine erwartungsfreudige Atmosphäre.
Von
Matti habe ich gelernt, das jedes Publikum anders ist, und jedes
Publikum gleichzeitig seine eigene Atmosphäre und damit sein eigenes
Kinoerlebnis erschafft und bestimmt. Chemnitz hat diesbezüglich
alles richtig gemacht, ich weiß, ich weiß, richtig und falsch, voll
die schrägen Kategorien, aber ihr wisst, was ich meine. Konzentriert
und geil dabei, Lacher wurden sich gegönnt, und der gesamte Abspann,
selbst danach blieben die Leute erst einmal sitzen und dann ein
schöner Applaus.
Danach gab es einiges zu besprechen, geiler
Wusel, interessierte Nachfragen und auch hier, schöne Atmosphäre. In bester Erinnerung sind uns drei Kollegen aus Plauen geblieben. 1 1/2 h Autofahrt um sich 74 Minuten Grenzgebiet zu gönnen. Respekt, ja, davon lebt die Subkultur, von interessierten, engagierten und reisefreudigen Typen.
Irgendwann waren alle weg, in kleiner Runde schnatterten wir uns noch den Abbau schön. Matti & Markus gönnten sich noch ne Bar, ich lümmelte noch mit Mario und Normen. Ach, ein schöner Ausklang. Irgendwann trafen wir uns alle drei, im geilen Turmzimmer. Halloumie, Spekulatius wurden gereicht und nochmal die großen Themen angeschnitten aka Kategoriewechsel, Doppelpack, Liebe ...
Ohrstöpsel, Schnarchen, Zimmerwechsel, Gute Nacht.
Danke an Hendrik und Norman fürs Kümmern, Danke Mario für deinen Beamer, Danke an euch, liebes Publikum! Danke Markus fürs dabei sein und deinen herzlichen Flow.
Eure Reisegruppe Ost
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